Man sagt Ja, obwohl man Nein meint. Lächelt, obwohl innerlich längst die Kraft fehlt. Hört zu, hilft, unterstützt – und spürt am Ende doch: Ich bleibe selbst auf der Strecke.
Der Wunsch, gemocht und geschätzt zu werden, ist zutiefst menschlich. Doch wenn daraus ein Muster wird, das das eigene Handeln dauerhaft bestimmt, gerät man leicht in eine Spirale aus Überanpassung, Erschöpfung und innerer Leere. In der Folge wird es immer schwieriger, die eigenen Bedürfnisse überhaupt noch wahrzunehmen – geschweige denn, sie zu vertreten.
In diesem Beitrag geht es darum, woher das übermäßige Bedürfnis, zu gefallen, kommen kann, welche Folgen es hat – und wie erste Schritte in Richtung Selbstfürsorge aussehen können.
Woher kommt der Wunsch, zu gefallen?
Niemand entwickelt bewusst das Ziel, sich selbst zugunsten anderer zu verleugnen. Doch viele Menschen verinnerlichen dieses Muster über Jahre hinweg – häufig ohne es zu merken.
- In der Kindheit kann es wichtig gewesen sein, brav, still oder „lieb“ zu sein, um Anerkennung zu bekommen oder Konflikte zu vermeiden.
- In Schule und Beruf wird häufig Leistung und Anpassung belohnt – nicht Authentizität oder ehrliche Grenzsetzung.
- In Beziehungen übernimmt man Rollen: die/der Zuverlässige, Starke, Kümmernde – auch wenn sie innerlich längst nicht mehr stimmig sind.
Was als Strategie zur Bindung beginnt, wird im Erwachsenenleben schnell zur Belastung.
Was das ständige Gefallen-Wollen mit einem macht
Ein übermäßiger Wunsch, anderen zu gefallen, wirkt sich auf vielen Ebenen aus:
- Psychisch: Die ständige Anspannung führt oft zu Überforderung, chronischem Stress oder Erschöpfungssymptomen.
- Sozial: Wer die eigenen Bedürfnisse dauerhaft zurückstellt, erlebt häufig enttäuschende Beziehungen oder fühlt sich ausgenutzt.
- Emotional: Die Selbstwahrnehmung verändert sich. Man verliert den Zugang zu eigenen Wünschen, Interessen und Grenzen.
- Körperlich: Dauerhafte Anpassung kann sich auch somatisch ausdrücken – etwa durch Schlafstörungen, Magenprobleme oder Spannungskopfschmerz.
Woran man das Muster erkennt
Einige Hinweise, dass das Gefallen-Wollen zu einem unbewussten Antreiber geworden ist:
- Es fällt schwer, klare Grenzen zu setzen – selbst bei Überforderung.
- Entscheidungen werden häufig davon abhängig gemacht, was andere denken könnten.
- Kritik oder Ablehnung treffen übermäßig stark.
- Es entsteht oft ein schlechtes Gewissen, wenn man sich um sich selbst kümmert.
- Beziehungen fühlen sich unausgewogen an – man gibt viel, bekommt aber wenig zurück.
Wie man sich davon befreien kann – erste Schritte
Ein gefestigtes Muster wie das Gefallen-Wollen lässt sich nicht über Nacht verändern. Aber es gibt Wege, wieder in Kontakt mit den eigenen Bedürfnissen zu kommen:
- Innehalten vor Entscheidungen: Eine kurze Frage an sich selbst: Tue ich das aus Überzeugung – oder aus Angst vor Ablehnung?
- Kleine Nein-Übungen im Alltag: Ein höfliches, klares Nein – ohne Rechtfertigung – ist oft schon ein erster wichtiger Schritt.
- Eigene Bedürfnisse benennen: Was tut mir gut? Was brauche ich – und was nicht mehr?
- Unterstützung suchen: In einem geschützten Rahmen lassen sich innere Muster leichter erkennen und verändern – sei es im Coaching oder in der Therapie.
Fazit: Sich selbst wieder ernst nehmen
Weiterführende Links
- Meine Psychotherapie nach dem Heilpraktikergesetz (nusselt.de)
- Empathie & Abgrenzung: Wie gelingt die Balance zwischen Mitgefühl und Selbstbewahrung? (nusselt.de)
- Wie beeinflussen Schuld und Scham unser soziales Verhalten und unsere Beziehungen? (nusselt.de)
- PEOPLE PLEASING - Warum es gefährlich ist, immer allen gefallen zu wollen (Apotheken-Umschau.de)
- Selbstbewusstsein - People-Pleaser: Wenn man es allen recht machen will (AOK.de)
- People pleaser: Gefallen um jeden Preis (BARMER.de)
- PEOPLE PLEASER Stoppt eure Harmoniesucht (ARDalpha.de)